Am 24. Januar 2023 gründete sich in Möglingen (Kreis Ludwigsburg) eine neue Genossenschaft: die Wein-Mehrweg eG, kurz WMW. Ihr Zweck: die Einführung einer Dreiviertelliter-Mehrwegflasche. Erste Weine in der neuen Flasche soll es bereits im Laufe dieses Jahres geben.
Die Neugründung zählt zum Start bereits zwölf Mitglieder. Werner Bender ist Gründungsvorstand, Ulrich-M. Breutner Bevollmächtigter der Genossenschaft. Die Namen der Mitgliedsbetriebe wollen die Gründer noch nicht nennen. Nur so viel: Die Gesamtrebfläche im Anbaugebiet Württemberg beträgt 11.000 Hektar, davon sind rund 7.500 Hektar genossenschaftlich bewirtschaftet.
Die Mitgliedsbetriebe der Wein-Mehrweg eG repräsentieren rund 5.200 Hektar. Damit liegt der Flächenanteil der Mitgliedsbetriebe bei Gründung der WMW eG an der Gesamtrebfläche Württembergs bei etwa 47 Prozent. Der Flächenanteil der Mitgliedsbetriebe an der genossenschaftlichen Rebfläche in Württemberg wiederum liegt bei knapp unter 70 Prozent. Der große Kommunikations-Rollout, also die Vorstellung der Mehrwegflasche, sollte auf der Fachmesse ProWein, die vom 19. bis 21. März in Düsseldorf stattfand, passieren.
Für Werner Bender war die Einführung eines geschlossenen Mehrwegsystems auch beim Wein überfällig: „Wir können die Mehrwegflasche bis zu 50 Mal befüllen, das spart Ressourcen und Energie, vermeidet Abfall und die Weinbranche wird deutlich unabhängiger.“ Dadurch biete das neue System ökologische und ökonomische Vorteile. Mittelfristig soll die 0,75-Liter-Mehrwegflasche deshalb für erhebliche Teile der Sortimente der Mitgliedsbetriebe verwendet werden und große Mengen der derzeit noch verwendeten Einwegflaschen ersetzen. Die Gründungsmitglieder der neuen Wein-Mehrweg eG sind ausschließlich Württemberger Weingärtnergenossenschaften. Und dies ist kein Zufall.
Optimale Voraussetzungen in Württemberg
Denn: Es gibt in Württemberg beim Wein – auch dies ist bundesweit einmalig – bereits seit mehreren Jahrzehnten ein funktionierendes Mehrwegsystem im Ein-Liter-Bereich. In der Folge könnten die Voraussetzungen für das neue Mehrwegsystem nicht besser sein, meinen die Genossenschaftsgründer. So verfügt die in Möglingen (Kreis Ludwigsburg) ansässige WSG Weingärtner-Servicegesellschaft über das leistungsfähigste Spülzentrum Deutschlands für Weinflaschen. Die auch für große Kapazitäten ausgelegte Anlage spült bereits jetzt 24 Millionen (Liter-)Flaschen pro Jahr, für Genossenschaften, Handelskellereien und Weingüter.
Bereits zum Start Anfragen von außen
Den Start wird die neue Mehrwegflasche im Getränke- und Weinfachhandel vollziehen. Bender und Breutner sind sich aber sicher, dass der Lebensmittelhandel folgen wird. Darüber hinaus haben auch erste Bio Handelsgesellschaften und Weingüter bereits Interesse bekundet, heißt es „Die Wein-Mehrweg eG ist jederzeit offen für neue Mitglieder, wir laden alle Interessierten herzlich ein, unserer Gruppe beizutreten“, betont deshalb auch Breutner. Denn: Die Mitgliedschaft in dem neuen Mehrwegunternehmen ist gleichzeitig Voraussetzung, um an dem geschlossenen Mehrwegsystem teilnehmen zu können.
Vorhang hob sich auf Fachmesse ProWein
Die Zeit bis zur Vorstellung auf der Fachmesse ProWein nutzte die Wein Mehrweg eG für die Weiterentwicklung und Optimierung der Flasche. Am Starttag der ProWein, dem 19. März, wurde das neue System in einer Pressekonferenz vorgestellt (siehe Pressemitteilung).