Wichtige Informationen sollen auf der Plattform sinnvoll verknüpft und den Landwirten unkompliziert zugänglich gemacht werden. Grundlage des geplanten Pools sind die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software Engineering in Kaiserslautern, die die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner in Auftrag gegeben hatte. Geleitet wurde die Studie von Dr. Jörg Dörr. Julia Klöckner betont: „Relevante Informationen auf einen Blick und eine kluge Vernetzung von Daten statt langer, mühsamer Suche – darum geht es uns. Für die Landwirtschaft wollen wir eine Service-Plattform aufbauen und etablieren, eine zentrale Anlaufstelle. Sie soll unseren Bauern Zeit am Schreibtisch sparen und die Arbeit auf den landwirtschaftlichen Betrieben erleichtern. Mit der Umsetzung werden wir nun schnell starten.“
Ziel: Start der Plattform in diesem Jahr
In einem ersten Schritt sollen schon 2021 die relevanten staatlichen Agrardaten auf der Plattform gesammelt, übersichtlich aufbereitet und Nutzern zur Verfügung gestellt werden. Ein großer Vorteil für die Landwirte soll sein: Bisher müssen sie sich wichtige Informationen oft von verschiedenen Stellen zusammensuchen. Künftig sollen sie mit wenigen Mausklicks alle Angaben erhalten, die sie für ihren Betrieb benötigen. Dazu können so laut Umsetzungsplanung unterschiedliche Informationen wie Wetterdaten, Förderrichtlinien, wichtige Ansprechpartner oder Zulassungsdaten für Pflanzenschutzmittel zählen.
Darauf aufbauend soll die digitale Serviceplattform später um weitere Funktionen ergänzt werden, die zum Beispiel Landwirten die Antragstellung etwa für die Direktzahlungen der Gemeinsamen Europäischen Agrarpolitik erleichtert oder Schnittstellen zur elektronischen Meldung an das Herkunfts- und Informationssystem für Tiere integriert. Vorgesehen ist zudem die Ankoppelung der staatlichen Plattform mit ihren Inhalten und Angeboten an die geplante europäische Dateninfrastruktur (GAIA-X), damit Synergien zwischen den europäischen Staaten genutzt werden können. Projektleiter Dr. Jörg Dörr: „In den Interviews mit den Akteuren des landwirtschaftlichen Sektors wurde deutlich, dass eine staatliche Datenplattform, welche die zahlreichen Informationen der Behörden gebündelt darstellt, erwünscht ist. Mit der Machbarkeitsstudie zu den staatlichen digitalen Datenplattformen für die Landwirtschaft haben wir gezeigt, dass eine Umsetzung auch rechtlich und technisch möglich ist, und dabei föderale Zuständigkeiten gewahrt werden können. Eine anwenderfreundliche übersichtliche Darstellung und die schrittweise Integration verschiedener Funktionen bieten einen enormen Mehrwert.“
Fraunhofer-Institut IESE
Das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE in Kaiserslautern wurde im August 2019 mit der Durchführung der Machbarkeitsstudie beauftragt, zusammen mit den Projektpartnern dem Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL), der TU Dresden (Agrarsystemtechnik), der Europa-Universität Viadrina (Öffentliches Recht) und der Kanzlei Legerlotz Laschet und Partner Rechtsanwälte. Das Team um Dr. Jörg Dörr führte unter anderem 104 Interviews mit Vertretern unterschiedlicher landwirtschaftlicher Stakeholder-Gruppen (beispielsweise landwirtschaftliche Betriebe unterschiedlicher Größe, der Landtechnikindustrie, zuständigen Behörden) sowie eine Online-Umfrage durch. Zudem wurden fast 60 landwirtschaftliche Projekte und Initiativen analysiert.
Wichtigste Ergebnisse waren:
Landwirtschaftsbetrieb wollen weniger Bürokratie. Sie wollen die Hoheit über ihre eigenen Daten behalten. Sie wollen staatliche Informationen besser und einfacher finden. Landwirte und Unternehmen im Agrarsektor brauchen offene, maschinenlesbare Schnittstellen für den Datenaustausch. Behörden wiederum wünschen eine stärkere Vernetzung zwischen staatlichen Stellen.