Die WeltPartner eG, seit 2021 Mitglied im BWGV, hat inzwischen 750 Mitglieder. Dazu zählen Mitarbeitende des WeltPartner-Teams, Weltläden, viele Privatkundinnen und -kunden sowie Handelspartner aus den Ländern des globalen Südens. Gemeinsam arbeiten die Mitglieder an der Weiterentwicklung des Fairen Handels – gemäß dem Leitspruch der Genossenschaft „Fair handeln. Besser leben“.
Genossenschaft handelt überwiegend mit genossenschaftlich organisierten Kleinbauern
Gegründet wurde die Genossenschaft 1988 von Weltläden und Privatpersonen der Region Bodensee-Oberschwaben als „dritte-welt partner GmbH“, 2005 wurde sie in eine Genossenschaft umgewandelt. Die Rechtsform der Genossenschaft passt perfekt zur Art, wie von den Beteiligten der faire Handel verstanden und betrieben wird – so handelt WeltPartner beispielsweise überwiegend mit genossenschaftlich organisierten Kleinbauerngruppen in den Ländern des globalen Südens. Klar, dass daher zahlreiche langjährige Handelspartner, wie beispielsweise die Kaffee-Genossenschaft Cosatin aus Nicaragua oder die Kooperative Get Paper aus Nepal, die handgeschöpfte Papierprodukte herstellt, Mitglieder sind. Dies gilt auch für Verarbeiter in Deutschland und Europa, wie die Sozialkooperative Libero Mondo aus Italien.
Unter dem Dach der WeltPartner eG versammelt sich heute eine engagierte, vielseitige und globale Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die alle eine Vision teilen: eine faire und lebenswerte Zukunft für alle Menschen! Rund 50.000 Familien, organisiert in 60 Produzentengruppen in weltweit 40 Ländern, profitieren von persönlichen Direktkontakten und der Zahlung fairer Preise für ihre Produkte durch den Importeur WeltPartner. Das attraktive Sortiment umfasst über 1.000 Kunsthandwerks- und etwa 550 Lebensmittelprodukte – 93 Prozent davon in kontrollierter Bio-Qualität und vielfach Naturland-Fair-zertifiziert, wie Kaffee, Tee, Gewürze, Feinkost, Mango-Produkte und viele andere Leckereien.
Einsatz für UN-Nachhaltigkeitsziele – erfolgreich auf den Philippinen und in Burundi
Vor dem Hintergrund ihres genossenschaftlichen Selbstverständnisses unterstützt die WeltPartner eG auch Projekte, die sich in erster Linie nicht auf die Steigerung von Fair-Trade-Umsätzen, sondern auf die Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele konzentrieren. So setzt sich die WeltPartner bereits seit über 20 Jahren mit der Kinderschutzorganisation Preda über das Fair-Trade-Mango-Projekt für Kinderrechte auf den Philippinen und weltweit ein. Die Bio- und Fair-Trade-zertifizierten Mangos aus dem gemeinsamen Projekt verschaffen über 500 Kleinbauernfamilien in der philippinischen Provinz Zambales eine nachhaltige Perspektive. Landflucht wird so verhindert und ein Armutskreislauf durchbrochen. Rund 10 Prozent des Verkaufspreises der Fair-Trade-Mango-Produkte verbleiben bei der philippinischen Kinderschutzorganisation Preda, um einen Teil deren wichtigen Therapie- und Sozialarbeit für ehemalige „Gefängniskinder“ oder sexuell ausgebeutete Jugendliche zu finanzieren.
Die Förderung von Kleinbauernfamilien im ostafrikanischen Burundi, dem Partnerland von Baden-Württemberg, ist für das Team der WeltPartner eine Herzensangelegenheit – getragen von den Genossenschaftsmitgliedern. Die Erfolge sind groß: 2014 konnte der erste Fair Trade Kaffee aus Burundi importiert werden. Die weitergehende Beratung im ökologischen Anbau führte im Jahr 2020 gar zum ersten Bio-Kaffee des Landes.
Agroforst-Projekt aus der Taufe gehoben
Gemeinsam mit der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg und mit Unterstützung des Bio-Anbauverbands Naturland wurde 2019 ein beispielloses Agroforst-Projekt in die Wege geleitet – gefördert durch das Staatsministerium und das Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg. 18 von 39 Kleinbauerngenossenschaften, die sich im burundischen Kaffeekooperativen-Verband Cococa organisieren, werden im Aufbau von sogenannten Agroforst-Systemen geschult. Ziel ist ein funktionierendes Zusammenspiel von Eigenversorgung als höchste Priorität, der nachhaltigen Nutzung von aufzuforstenden Flächen und der Einbindung des Kaffee-Anbaus als „cash crop“. Neben Kaffee werden so auch Nutzpflanzen wie Bananen, Obst- und Schattenbäume in Mischkulturen gepflanzt.
Die Artenvielfalt in einem Agroforstsystem trägt zum Bodenschutz bei, erhöht die Bodenfruchtbarkeit und verringert Bodenerosionen sowie Schädlings- und Krankheitsdruck. Solch ausgeklügelte Anbausysteme sind in Zeiten von Klimaextremen immer wichtiger. Sie leisten einen echten Beitrag für unsere Umwelt und bringen den Kaffee-Kleinbauernfamilien zusätzliche Einkommensquellen, die zur Ernährungssicherung und finanzieller Unabhängigkeit beitragen. Vom Projekt profitieren inzwischen rund 77.000 Personen aus gut 11.000 Familien.
„WeltPartner handelt weltweit fair, aber auch sozial und ökologisch. Als Branchenpionier gehört WeltPartner zu den bekanntesten Fair Trade-Importeuren Deutschlands. Fairer Handel endet für uns allerdings nicht am Hamburger Hafen, sondern beginnt direkt vor der eigenen Haustür – wir engagieren uns auch hier sozial und schaffen zum Beispiel gemeinsam mit der Bruderhaus-Diakonie Ravensburg integrative Arbeitsplätze für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen“, fasst einer der beiden Vorstände, Rainer Ziesel, die Philosophie der Genossenschaft zusammen.
„Wir fordern, dass weltweit faire Erzeugerpreise gezahlt werden – also auch an Landwirte in Deutschland, die bewusst keine industrielle Landwirtschaft betreiben, sondern eine ökologische und ressourcenschonende. Mit solchen Landwirten suchen wir auch Kooperationen. Dass dies alles so erfolgreich über Jahrzehnte gewachsen ist, hat viele Gründe. Der wahrscheinlich wichtigste: Wir haben eine gemeinsame und klare Idee davon, wie wir den Fairen Handel gestalten wollen. Diese Idee gibt unserem Tun großen Sinn und motiviert uns täglich aufs Neue. Mit unserem Schritt, nun in den BWGV einzutreten, erhoffen wir uns eine bestmögliche Vernetzung mit anderen Genossenschaften in Baden-Württemberg und der Gewinnung möglicher Interessenten unserer weltweiten Arbeit – und natürlich suchen wir auch weitere Mitglieder“, so Ziesel weiter.